House of Innovation Excellence

Mittelständische Unternehmen bilden seit jeher einen leistungsfähigen Motor des deutschen Wirtschaftswachstums und gelten im Kontext der aktuellen wirtschaftlichen Lage mehr denn je als krisenresistentes Rückgrat der Wirtschaft und internationaler Best-Practice. Aktuell zeigen sich jedoch zunehmend Anzeichen dafür, dass der Wachstumspfad des Mittelstands unterbrochen und in eine dauerhafte Stagnationsgasse münden wird: So sind beispielsweise 70% der Mittelständler in gesättigten Absatzmärkten unterwegs.

Das Erschließen neuer Wachstumspotenziale im Zuge einer forcierten Marktdurchdringung und/oder des internationalen Marktengagements wird allerdings durch begrenzte betriebliche Ressourcen behindert beispielsweise besitzen ca. 60% der Mittelständler keine ausgebildeten Marketingmitarbeiter und betreiben zudem in gesättigten Märkten ein falsches, da prozyklisches Marketing. Ferner sind mehr als zwei Drittel der Mittelstandsbetriebe von einer wachsenden Marktfragmentierung betroffen das damit einhergehende Zerfallen der angestammten Produktmärkte in einerseits preissensitive und anderseits qualitätszentrierte Abnehmergruppen erschwert die an sich unverzichtbare fokussierte Wettbewerbsprofilierung.

Vor dem Hintergrund dieser Marktentwicklungen setzen sich viele mittelständische Unternehmen vermehrt mit der zentralen Frage nach dem Aufbau und dem Erhalt zukünftig tragfähiger Wachstumsstrategien auseinander. Denn wenngleich mittelständische Betriebe in vielen Fällen ein durchaus angemessenes Innovationsbudget einsetzen (im Jahr 2012 wurden im Mittelstand ca. 2% des Umsatzes für Innovationsprojekte ausgegeben), so sind die vielfältigen Schwächen im mittelständischen Innovationsmanagement unübersehbar (z.B. unzureichende strategische Innovationsaktivitäten, ein lediglich vereinzelter Einsatz von marktorientierten Methoden der systematischen Ideengewinnung und Produktkonzeptentwicklung, eine lückenhafte Umsetzung des Innovationsmarketing). Aufgrund dessen erzielt die Mehrheit der Mittelständler im Gegensatz zu den wenigen sog. Hidden Champions nur noch unterdurchschnittliche Innovationserfolge. Im Zuge dessen droht auch die Innovations-Pipeline zu versiegen, denn das Innovationsverhalten des Mittelstandes verlagert sich zu-nehmend in Richtung eher defensiver Aktivitäten. Anstelle der Entwicklung und Vermarktung von Produkt-, Service- oder Geschäftsmodellinnovationen, befassen sich immer mehr Unternehmen schwergewichtig mit der Durchsetzung von innerbetrieblichen Prozessinnovationen. Ertragreiche Wachstumsimpulse in Absatzmärkten lassen sich dadurch nicht generieren. Im mittelständischen Innovationsmanagement ist somit mehr denn je der Anspruch durchzusetzen, die betriebliche Entwicklungskompetenz durch eine hohe Marktkompetenz zu ergänzen und mittels eines marktorientierten Innovationsmanagement den Königsweg zum dauerhaften Unternehmenswachstum in gesättigten Märkten zu beschreiten.

Diesem Thema widmete sich die an der FH Dortmund neu gegründete Forschungsgruppe Innovationsexzellenz von Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler und Prof. Dr. Axel Faix. In dem Kooperationsprojekt IHK-InnoMonitor zwischen der IHK und der Forschungsgruppe Innovationsexzellenz wird ein Innovations-Panel entwickelt, dessen Aufgabe darin besteht, auf der Grundlage einer jährlichen, webbasierten Unternehmensbefragung die Innovationsfähigkeit der beteiligten Unternehmen aufzudecken und unmittelbar umsetzungsrelevante Stellhebel für den Erfolg betrieblicher Innovationsprojekte herauszuarbeiten.

Der IHK InnoMonitor basiert auf dem von der Forschungsgruppe Innovationsexzellenz entwickelten House of Innovation Excellence. Dieser konzeptionelle Ansatz umfasst drei zentrale Ebenen:

  • 1. Auf der ersten Ebene wird der Innovationserfolg als Ergebnis der zugrunde liegenden Erfolgsfaktoren, die im Innovationsprozess und in den verfügbaren Ressourcen zu verorten sind, dargestellt.
  • 2. Auf der zweiten Ebene ist der Innovationsprozess in drei aufeinander folgende Prozessphasen, beginnend mit dem Ideenmanagement über die Innovationsentwicklung bis zur Innovationsvermarktung, dargestellt.
  • 3. Die dritte Ebene der Ressourcen (im weiteren Sinne) umfasst die Organisation, Kultur, Führung sowie situative (regionale) Faktoren. Diese haben sowohl eine direkte sowie indirekte Wirkung auf den Innovationserfolg, die es zu ermitteln gilt.

Auf der wissenschaftlichen Seite erhoffen sich Jan-Philipp Büchler und Axel Faix aus ihrer Untersuchung neue Impulse für die Innovations- und insbesondere für die Standorttheorie. Möglicherweise geben die Daten nicht nur Hinweise darauf, unter welchen Bedingungen und zu welchem Zeitpunkt eines Prozesses Innovationserfolge eintreten, sondern auch darüber, inwieweit sich dieser Erfolg auf Standortfaktoren zurückführen lässt. Dieser regionale Ansatz sei in der wissenschaftlichen Szene bislang unterbelichtet, erklärt Faix, was unser Projekt ein stückweit einzigartig in der Forschungslandschaft macht.